Den genetischen Ursachen des metabolischen Syndroms auf der Spur

15.02.2005

Rund 20 Millionen Menschen in der Bundesrepublik, etwa einem Viertel der Bevölkerung, haben das, was Ärzte seit einigen Jahren als Stoffwechsel- bzw. metabolisches Syndrom bezeichnen. In den USA sind schätzungsweise 47 Millionen Menschen davon betroffen. Die Patienten haben eine Reihe verschiedener Erkrankungen, die sich gegenseitig hochschaukeln. Dazu zählen vor allem starkes Übergewicht (Adipositas), Bluthochdruck, Typ-2 Diabetes und Fettstoffwechselstörungen. Dieses "tödliche Quartett" erhöht die Gefahr für Arterienverkalkungen und damit für Herzinfarkt und Schlaganfall. Neben ungesunder Ernährung und mangelnder Bewegung werden auch genetische Risikofaktoren als Auslöser für dieses hochkomplexe Krankheitsbild diskutiert.

Mit einem neuartigen Ansatz, der bisher nur bei Erkrankungen eingesetzt worden ist, die auf ein einziges Gen zurückgehen, haben sich Prof. Norbert Hübner (Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin, MDC, Berlin-Buch) und Timothy J. Aitman (Imperial College, London, Großbritannien) sowie Forscher in Tschechien und den USA auf die Suche nach den Genen begeben, die möglicherweise die Entstehung des metabolischen Syndroms begünstigen. Sie kombinierten zwei verschiedene Analysetechniken, die DNA-Chip-Technik (Microarray) und die "Kopplungsanalyse", um ihre Gensonden zu schärfen. Mit Hilfe der DNA-Chips erkennen sie, welche Gene abgelesen, exprimiert, werden, um Proteine zu produzieren. Die Kopplungsanalyse erlaubt es ihnen, bestimmte Merkmale, wie Bluthochdruck, in Beziehung zu bestimmten Genen zu setzen. Mit beiden Techniken untersuchten sie Fett- sowie Nierengewebe von Laborratten. Beide Gewebe spielen für die Entstehung des metabolischen Syndroms eine wichtige Rolle. An den Stellen, an denen sich die Analyseergebnisse überlappen, machten die Forscher 73 so genannte Kandidatengene für Bluthochdruck ausfindig. Sie sind davon überzeugt, dass sich aus diesen Daten neue Einblicke in die Regulationsmechanismen von Genen und Signalwegen und damit in die Entstehung von Stoffwechselstörungen und kardiovaskulären Erkrankungen gewinnen lassen. Als nächstes wollen die Forscher, deren Arbeit Nature Genetics veröffentlicht hat, auch in Gewebeproben von Patienten mit metabolischem Syndrom nach genetischen Risikofaktoren fahnden.

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