Wien: Größtes EU-Forschungsprojekt zur Krebsdiagnostik

24.04.2006

Rechtzeitige und optimale Krebs-Therapien - das ist Ziel der jetzt etablierten EU-Forschungsinitiative OVCAD. Für dieses Ziel werden Proteine, Gen-Veränderungen und RNA identifiziert, die bereits zum Zeitpunkt der Krebs-Diagnose Aussagen über den späteren Krankheitsverlauf zulassen. Die beteiligten 15 Gruppen aus sechs Ländern werden dabei an der Medizinischen Universität Wien koordiniert und begannen dort ihre Arbeit mit einem Eröffnungs-Treffen am 23. April. Mit einem Budget von über EUR 4.2 Mio. stellt diese Initiative das größte europäische Einzelprojekt zur frühzeitigen Krebsdiagnose dar, die zunächst auf drei Jahre angelegt ist.

Nicht alle Krebspatienten sprechen gleich gut auf ihre Therapie an. Für die Mediziner ist dies zunächst aber nicht erkennbar. Erst der Tumor selber liefert - nach einiger Zeit - Auskunft: ist er geschrumpft, so war die Therapie erfolgreich; ist er weiter gewachsen, hat die Therapie versagt - und der Patient lebenswichtige Zeit verloren. Die EU-Forschungsinitiative OVCAD wird nun diese Schwäche im Therapiekonzept angreifen. Dazu dessen Koordinator, der Naturwissenschafter Prof. Robert Zeillinger, Medizinische Universität Wien: "Selbst kleinste Tumore hinterlassen im Körper Spuren. Wir möchten lernen, diese Spuren zu finden und zu verstehen. Denn so können wir durch eine rasche und präzisere Diagnose frühzeitig über den Erfolg der Therapie Auskunft geben."

Die Spurensuche der Onkologen findet dabei auf molekularer Ebene statt: Molekulare Marker wie Proteine, Gen-Veränderungen und RNA erfahren bei Krebserkrankungen spezifische Anpassungen, die bereits im frühen Tumor-Stadium nachweisbar sind. Bisher fehlt aber eine systematische Untersuchung über einzelne Molekulare Marker und die Muster, die sich aus ihren zahlreichen Änderungen in Folge einer Tumorentstehung ergeben. Genau diese Untersuchung wird OVCAD für den Eierstockkrebs nun durchführen.

Gerade bei Eierstock-Krebs ist die Wirksamkeit klassischer Diagnoseverfahren sehr eingeschränkt. Bei 75% der Betroffenen erfolgt die Diagnose erst in einem sehr späten Stadium. Zwar wird seit einigen Jahren auch ein Biomarker, das Glykoprotein CA125 im Serum der Patientinnen zur Diagnose herangezogen, doch ist dessen Aussagekraft limitiert.

Gemeinsam mit mehr als 100 Kolleginnen und Kollegen aus Frankreich, Belgien, den Niederlanden, Israel und Deutschland werden nun Molekulare Marker und deren Muster bei 200 Eierstockkrebs-Patientinnen untersucht. Dafür werden Gewebeproben, Blut und Bauchhöhlen-Flüssigkeit zum Zeitpunkt der klinischen Diagnose auf auffällige Molekulare Marker hin untersucht. Sechs Monate nach Ende der Standard-Therapie werden solche Untersuchungen wiederholt und es wird dann festgestellt, ob bestimmte Marker besonders häufig bei jenen 25% Frauen auftraten, bei denen die Therapie versagte. Sollte das der Fall sein, dann hätte man zukünftig bereits zum Zeitpunkt der Diagnose Hinweise auf dieses Versagen.

Zusätzlich werden durch OVCAD auch einige der Ursachen für das Versagen der Standard-Therapie untersucht. Dazu gehören die so genannten Multidrug Resistenz Gene und deren Proteine, die einen frühzeitigen Abtransport von Chemotherapeutika aus den Krebszellen bewirken. Dieses von Prof. Theresia Thalhammer an der Medizinischen Universität Wien untersuchte Phänomen hat zur Konsequenz, dass die verwendeten Chemotherapeutika eine zu kurze Verweildauer in den Zellen haben, und so ihre Wirkung nicht voll entfalten können.

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Die Diagnostik ist das Herzstück der modernen Medizin und bildet in der Biotech- und Pharmabranche eine entscheidende Schnittstelle zwischen Forschung und Patientenversorgung. Sie ermöglicht nicht nur die frühzeitige Erkennung und Überwachung von Krankheiten, sondern spielt auch eine zentrale Rolle bei der individualisierten Medizin, indem sie gezielte Therapien basierend auf der genetischen und molekularen Signatur eines Individuums ermöglicht.

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