Lab on a Chip, mehrfachfluoreszierende Laser-Mikroskopie und neue Proteine mit Antikörperwirkung für Zukunftspreis nominiert

16.09.2004

Berlin (dpa) - Fingernagel-kleine elektronische Biochips können kostengünstig Erbmerkmale analysieren und Krankheitserreger aufspüren. Das «Labor auf dem Chip» ist eines von vier für den Zukunftspreis des Bundespräsidenten nominierten Projekten, die das Bundespräsidialamt am Mittwoch in Berlin vorstellte und die aus 22 Vorschlägen ausgewählt wurden.

Bundespräsident Horst Köhler wird am 11. November den diesjährigen Träger der mit 250 000 Euro dotierten Auszeichnung küren. Der 1997 von Bundespräsident Roman Herzog gegründete Preis passe zu den Vorstellungen Köhlers von einem «Land der Ideen», sagte der Chef des Präsidialamtes, Michael Jansen. Der Zukunftspreis zeichnet innovative Forscherleistungen aus. Kriterien sind auch die gesicherte Anwendung und die uneingeschränkte Marktfähigkeit.

Das «Labor auf dem Chip» entwickelte das Fraunhofer-Institut für Siliziumtechnologie in Itzehoe zusammen mit Siemens und Infineon. Ziel war es, ökonomisch sinnvolle, in Massentechnologie herstellbare Sensorsysteme zu gestalten. Auf dem Chip verankerte Biomoleküle - «Fängermoleküle» - binden Moleküle aus einer anderen Lösung. Damit ließen sich beispielsweise schnell vor Ort Sars-Erreger feststellen, sagte der Sprecher des Forscherteams, Rainer Hintsche.

Laser-Mikroskopie verwendet die biomedizinische Forschung um Zellstrukturen zu erkennen. Um ausgewählte Strukturen wie Tumorzellen genauer zu untersuchen, werden diese mit fluoreszierenden Farben markiert. Dem Team um den Physiker Ulrich Simon der Carl Zeiss Jena GmbH ist es in Fortentwicklung einer NASA-Technologie erstmals gelungen, Mehrfachfluoreszenz-Untersuchungen trotz farblicher Überlappungen durchzuführen. Bisher erschienen alle farblich markierten Gebilde grün - und waren damit zwar sichtbar, aber nicht mehr genau zu untersuchen. Simon verglich dieses Phänomen mit einem Fußballspiel, bei dem alle Spieler und der Schiedsrichter grüne Trikots tragen. Die neue Technologie kann beispielsweise bei der Tumorforschung und -behandlung eingesetzt werden.

Dem Wissenschaftler Arne Skerra von der Technischen Universität München ist es mit seinen Kollegen gelungen, das Wirkprinzip der Antikörper auf ein anderes Eiweißgerüst zu übertragen. Antikörper sind universelle biochemische Werkzeuge. Die von den Forschern entwickelte neue Klasse der Anticaline hat im Vergleich dazu eine simplere Struktur. Sie sind damit einfacher gentechnisch herzustellen. Damit kann man beispielsweise Giftstoffe neutralisieren und ihre Ausscheidung aus dem Körper fördern.

(Internet: Zukunftspreis: www.deutscher-zukunftspreis.de)

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