Neuer Biomarker Copeptin verbessert Diagnostik des Myokardinfarkts

02.10.2009 - Deutschland

Kombination mit Troponin T erlaubt Ausschluss eines Infarkts bei 65 Prozent der Patienten bereits mit einer Blutuntersuchung. Ab dem 1. Oktober ist mit Copeptin ein neuer kardialer Biomarker aus dem Hause Brahms verfügbar, der zu einer verbesserten Myokardinfarkt-Diagnostik beitragen kann.

Nach den Ergebnissen einer Studie des Universitätsspitals Basel ermöglichte der Test in Kombination mit dem bisherigen Standard Troponin T den Ausschluss eines Herzinfarktes mit einer Sensitivität von 98,8 Prozent. Der negative Vorhersagewert betrug 99,7 Prozent. Bei 65 Prozent der Patienten sind damit serielle Bluttests und eine Wartezeit von 6 Stunden oder mehr nicht mehr nötig. Dies spart nicht nur Zeit und Kosten, sondern hilft auch die Triage des Patienten in der Notaufnahme zu verbessern.

Bei der Mehrheit der Patienten bestätigt sich der Verdacht auf einen akuten Myokardinfarkt (AMI) nicht, der Ausschluss ist jedoch eine zeit- und kostenintensive Belastung für die Notaufnahmen. Ursache hierfür sind die Ungenauigkeit und der Zeitaufwand der bisherigen Diagnoseinstrumente: Bei bis zu einem Drittel der Patienten ist die Elektrokardiographie nicht aussagekräftig. Der Biomarker Troponin steigt als Indikator für die kardiale Nekrose erst verzögert an, was ein Monitoring der Patienten über 6 bis 9 Stunden sowie serielle Blutabnahmen nötig macht. Schätzungen gehen davon aus, dass die damit verbundenen Kosten allein in den USA mehrere Milliarden Dollar betragen.

Einen viel versprechenden Ansatz, um die Belastung der Notaufnahmen zu reduzieren, liefert die Bestimmung des Biomarkers Copeptin. Wie eine aktuelle Kohortenstudie zeigen konnte, ermöglichte dieser einen frühzeitigen Ausschluss eines akuten Herzinfarkts.

Hohe Sensitivität und starker negativer Vorhersagewert in Kombination mit Troponin T:

Die prospektive Untersuchung am Universitätsspital Basel erfasste die Konzentration von Copeptin als Indikator für endogenen Stress bei 487 in die Notaufnahme eingelieferten Patienten mit Herzinfarktsymptomen. Die Bestimmung des Biomarkers erfolgte dabei mit einem immunoluminometrischen Sandwich-Assay im Blindtestverfahren im Rahmen der ersten Blutabnahme sowie bei bestehender diagnostischer Unsicherheit nach 1, 2, 3 und 6 Stunden. Zusätzlich fand eine Routineuntersuchung inkl. Elektrokardiographie und eine Messung von Troponin T zu Beginn der Untersuchung sowie - sofern dies für die Beurteilung notwendig war - nach 3, 6 und 9 Stunden statt.

Innerhalb der Studie ließ sich so bei insgesamt 81 Teilnehmern (17 Prozent) ein akuter Myokardinfarkt feststellen. Im Rahmen der Auswertung wurde zudem deutlich, dass die Copeptin-Konzentration bei Patienten mit AMI deutlich höher ausfiel als bei jenen mit anderer Diagnose (median 20,8 pmol/l gegenüber 6,0 pmol/l, p<0,001).

Die synergistische Wirkung der pathophysiologischen Ansätze von Troponin und Copeptin zeigte sich daran, dass die Kombination beider Tests direkt nach der Einlieferung eine deutlich bessere diagnostische Güte aufwies als Troponin T allein: So betrug der Bereich unter der ROC (receiver-operator characteristic)-Kurve für beide Tests 0,97 vs. 0,86 für Troponin T (p < 0,001). Bei einer Copeptin-Konzentration < 14 pmol/l in Kombination mit Troponin T ? 0,01 µg/l ließ sich ein AMI mit einer Sensitivität von 98,8 Prozent und einem negativen Vorhersagewert von 99,7 Prozent ausschließen.

Bei 65 Prozent aller Patienten wäre damit im Rahmen der Studie nur ein einziger Test bei der Krankenhausaufnahme und keine weitere Wartezeit von sechs Stunden bis zur nächsten Troponin-Bestimmung nötig gewesen. Hochgerechnet auf die ungefähr 15 Millionen Betroffenen in den USA und Europa, die jährlich mit Verdacht auf einen akuten Myokardinfarkt in die Notaufnahme kommen, lässt dies wiederum auf ein massives Einsparpotenzial schließen: So könnte bei 10 Millionen oder mehr Menschen auf serielle Blutentnahmen sowie ein verlängertes Monitoring verzichtet werden, was mit Kostenreduktionen im Milliardenbereich und einer entscheidenden Verbesserung der Patientenversorgung in der Notaufnahme einhergehen würde.

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