Tarnmechanismus von Krebszellen des Hodgkin-Lymphoms entschlüsselt

Curt-Meyer-Gedächtnispreis für Dr. Stephan Mathas und Dr. Martin Janz

08.07.2008

Die Krebsforscher Dr. Martin Janz und Dr. Stephan Mathas vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch und der Charité - Universitätsmedizin Berlin haben für ihre Forschungen zum Hodgkin-Lymphom den Curt-Meyer-Gedächtnispreis 2007 erhalten. Die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung wurde ihnen am 4. Juli 2008 für ihre dazu in Nature Immunology* erschienene Arbeit vom Vorsitzenden der Berliner Krebsgesellschaft, Prof. Peter M. Schlag (Charité, MDC) im Rahmen eines Symposiums verliehen. Das Hodgkin-Lymphom, eine häufige Form des Lymphdrüsenkrebs, entsteht aus weißen Blutzellen (B-Zellen), die ihr Erscheinungsbild völlig ändern und dabei alle Merkmale einer B-Zelle verlieren. Dr. Janz und Dr. Mathas war es gelungen, diesen Tarnmechanismus der B-Zellen zu entschlüsseln. Krebsforscher hoffen, dass es auf diesen Ergebnissen aufbauend gelingt, Therapien zu entwickeln, die das Wachstum der Hodgkin-Zellen stoppen oder ihren Zelltod auslösen.

Das Erscheinungsbild der Hodgkin-Lymphom-Zellen hat Forschern viele Jahre Rätsel aufgegeben. Erst 160 Jahre nach der Beschreibung der Krankheit durch den britischen Arzt Sir Thomas Hodgkin (1832) fanden Wissenschaftler mit Hilfe molekularbiologischer Methoden 1994 heraus, dass der nach ihm benannte Lymphdrüsenkrebs von weißen Blutzellen, den B-Zellen, abstammt.

In ihrer Arbeit konnten Dr. Janz und Dr. Mathas aus der Forschungsgruppe von Prof. Bernd Dörken (MDC/Charité) zeigen, dass mehrere molekulare Defekte in den B-Zellen für das einzigartige Erscheinungsbild der Erkrankung verantwortlich sind. Zum einen ist in den aus den B-Zellen hervorgegangenen Hodgkin-/Reed-Sternberg-Zellen das genetische Programm, das die Reifung der B-Zellen steuert und die B-Zell-Identität aufrecht erhält, gestört. Einer der zentralen Regulatoren dieses Programms, E2A genannt, wird in den Hodgkin-Lymphom-Zellen von zwei Gegenspielern, Id2 und ABF-1, blockiert. Die Forscher wiesen nach, dass dieser Mechanismus die Merkmale der B-Zellen unterdrückt. Weiter schalten sich durch die Blockade von E2A in den Hodgkin-Lymphom-Zellen Gene an, die nicht typisch für die B-Zell-Entwicklung sind.

Der Curt-Meyer-Gedächtnispreis wird seit 1988 jährlich von der Berliner Krebsgesellschaft an junge Wissenschaftler aus Berlin für herausragende Publikationen auf dem Gebiet der klinischen und experimentellen Onkologie vergeben. Preisträger für 2006 war der Krebsforscher Prof. Dr. med. Clemens A. Schmitt, der ebenfalls an der Charité und am MDC tätig ist.

Die Auszeichnung ist benannt nach dem 1891 in Herleshausen/Thüringen geborenen Arzt und Berliner Senatsrat Dr. Curt Meyer, der 1944 nach Auschwitz deportiert wurde und dort als Häftling Seuchenkranke betreute. Er überlebte das KZ und engagierte sich nach dem Krieg im öffentlichen Gesundheitswesen sowie unter anderen in der Fürsorge für Krebspatienten. Er war Mitbegründer mehrerer medizinischer Gesellschaften, darunter auch des Landesausschuss Berlin für Krebsbekämpfung e.V., aus dem die Berliner Krebsgesellschaft hervorgegangen ist. Er starb 1984 im Alter von 93 Jahren.

* Intrinsic inhibition of E2A by ABF-1 and Id2 mediates reprogramming of neoplastic B cells in Hodgkin lymphoma

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