High-Tech-Gründer "Verjüngungszellen für die Industrie"
Wie die Industrie von Seedfinanzierungen im High-Tech-Bereich profitiert
Die attraktiven Bedingungen für Seedfinanzierungen in Deutschland haben in der letzten Zeit zu zahlreichen Unternehmensgründungen im High-Tech-Sektor geführt. Alleine im vergangenen Jahr stieg die Anzahl der in der Seed-Phase finanzierten Unternehmen laut Branchenverband BVK um 88 Prozent , was laut Unternehmensangaben vor allem auf das Engagement des High-Tech Gründerfonds zurückzuführen ist.
Dabei profitiert nicht zuletzt die deutsche Industrie von dieser Entwicklung. "Die jungen High-Tech-Unternehmen sind wie Verjüngungszellen für die Industrie", sagt Prof. Dieter Jahn, Leiter für Hochschulbeziehungen und Forschungsplanung bei BASF. "Wenn man als großes Unternehmen erfolgreich ist, besteht die Gefahr, dass man sich ausruht. Dann braucht man einen Stachel im Fleisch." Der Ludwigshafener Chemiekonzern ist sich der Bedeutung solcher Unternehmen bewusst und fördert sie unter anderem als Investor im High-Tech Gründerfonds.
Viele Industrieunternehmen legen zwar großen Wert auf unternehmenseigene Forschung, diese bewegt sich jedoch häufig innerhalb enger Grenzen. High-Tech-Startups hingegen können unter anderen, viel flexibleren Bedingungen arbeiten und so Innovationen außerhalb des "Mainstreams" hervorbringen. Diese sind dann für Unternehmen wie BASF von großer Bedeutung und wären ohne die finanzielle Unterstützung in der Seed-Phase vermutlich oft nicht gegründet worden. Impulse von außen
Ähnlich beurteilt dies Dr. Klaus Dieterich, Forschungsleiter bei Bosch. Das traditionsreiche Industrieunternehmen investiert mit rund sieben Prozent jährlich einen hohen Anteil des Umsatzes in Forschung und Entwicklung. Dennoch benötigt auch Bosch Impulse von außen: "Wenn man glaubt, dass man alles weiß, ist das der erste Schritt zurück", sagt Dieterich. Wie BASF ist auch Bosch als Investor beim High-Tech Gründerfonds involviert und beobachtet die Entwicklungen im High-Tech-Umfeld sehr genau. "Für uns ist es von großer Bedeutung frühzeitig wichtige Technologien kennen zu lernen", so Dieterich.
Ein Beispiel für Zusammenarbeit zwischen jungen Innovationsunternehmen und der Industrie ist die Heliatek GmbH. Nachdem sich 2006 der High-Tech Gründerfonds als Frühphasenfinanzier engagierte, konnte das Dresdner Unternehmen im vergangenen Jahr mit BASF und Bosch gleich zwei Schwergewichte der deutschen Industrie für sich gewinnen. Als strategische Investoren investierten sich die beiden Konzerne zusammen mit dem Venture Capitalisten Wellington Partners in das auf die Herstellung organischer Photovoltaik (OPV) spezialisierte Unternehmen und sicherten somit langfristig die Finanzierung des Start-Up's.
Das Beispiel Heliatek zeigt, dass die Zusammenarbeit zwischen Industrie und jungen High-Tech Unternehmen funktioniert. Für die Stärkung des Standorts Deutschland spielt diese Tatsache schon heute eine große Rolle.
Das gilt umso mehr vor dem Hintergrund, dass sich die internationale Forschungslandschaft momentan in einem Veränderungsprozess befindet. Neben Asien wird nach Ansicht Dieterichs auch Russland in Zukunft ein ernst zu nehmender Gegenspieler im Wettstreit um die neuesten Technologien sein. Umso wichtiger ist deshalb die Unterstützung deutscher High-Tech-Gründungen, vor allem mit Finanzierungen für die besonders risikobehaftete Seed-Phase.
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