Neue Messmethoden für 50 Chemikalien

VCI und Bundesumweltministerium kooperieren seit 2010 beim Human-Biomonitoring

17.07.2020 - Deutschland

Im Human-Biomonitoring-Projekt ist die Auswahl von 50 Stoffen abgeschlossen worden, für die erstmals Messmethoden entwickelt werden. Diese Stoffe können über Lebensmittel, Trinkwasser, Kosmetika oder Gebrauchsgegenstände vom menschlichen Organismus aufgenommen werden. Sie wurden danach ausgewählt, dass sie die Allgemeinbevölkerung belasten könnten oder bedenkliche toxikologische Eigenschaften besitzen.

Photo by Louis Reed on Unsplash

Symbolbild

Seit 2010 arbeiten BMU und VCI gemeinsam daran, diese Stoffe verlässlich messen zu können. Für 26 dieser Stoffe wurden bereits neue Messmethoden entwickelt. Bis 2025 werden weitere folgen. Die neuen Analyseverfahren werden anschließend vom Umweltbundesamt (UBA) genutzt, um die Belastung der Bevölkerung mit den jeweiligen Stoffen zu messen. Auf Basis der Ergebnisse entwickelt das UBA bei Bedarf Empfehlungen für die Verbesserung des Schutzes der Bevölkerung vor unerwünschten Chemikalienbelastungen.

Bundesumweltministerin Svenja Schulze: „Jede neue Nachweismethode für relevante Chemikalien ist ein wichtiger Schritt zu mehr Chemikaliensicherheit und zum Schutz der Bevölkerung vor problematischen Stoffen. Diese langjährige und erfolgreiche Zusammenarbeit mit der chemischen Industrie ist weltweit einzigartig. Gleichzeitig leisten wir einen Beitrag zur Chemikaliensicherheit über die Grenzen Deutschlands hinaus. Denn wir publizieren die neuen Methoden weltweit und bringen sie auf EU-Ebene ein.“

VCI-Präsident Christian Kullmann: „Die Produktverantwortung und das Ziel, dass Chemikalien noch sicherer anzuwenden sind, haben für unsere Branche höchste Priorität. Hierzu leistet die Entwicklung neuer Analysemethoden einen wichtigen Beitrag. Die Untersuchungen zum Human-Biomonitoring führen zu validen Daten und können damit als Entscheidungsgrundlage für mögliche Schutzmaßnahmen verwendet werden.“

Im Rahmen des Human-Biomonitorings nehmen BMU und VCI Stoffe in den Fokus, für die es bisher keine geeignete Messmethode gibt. Die Auswahl beruht auf Empfehlungen eines hochrangigen Expertenkreises aus Forschung, Industrie und einschlägigen Fachbehörden. Auswahlkriterien sind, ob die Bevölkerung diesen Stoffen vermehrt ausgesetzt sein könnte oder ob die Stoffe toxikologisch oder gesundheitlich bedenkliche Eigenschaften besitzen. Unter den ausgewählten Stoffen sind zum Beispiel Weichmacher für Kunststoffe, wie DINCH und DPHP, oder das Flammschutzmittel HBCDD. Auch häufig verwendete Kosmetikinhaltsstoffe wie Geraniol, Lysmeral und Climbazol, Schädlingsbekämpfungsmittel wie Fipronil oder Konservierungsmittel wie CIT/MIT und Bronopol wurden ausgesucht.

Abschließend ausgewählt haben BMU und VCI jetzt die letzten drei Stoffe, die noch fehlten, um die Zielgröße von 50 Stoffen zu erreichen: (1) 2,4,7,9-Tetramethyl-5-decin-4,7-diol (TMDD), ein Schaumhemmer für Farben und Druckertinten sowie in Materialen mit Lebensmittelkontakt; (2) Benzisothiazolinon (BIT), ein Biozid-Wirkstoff der vorwiegend zur technischen Konservierung eingesetzt wird und (3) N Butylbenzolsulfonamid (NBBS), ein Weichmacher für Polyamid-Teile.

Während die Stoffauswahl für das Human-Biomonitoring-Projekt damit abgeschlossen ist, läuft die Entwicklung der Messmethoden im Auftrag des VCI noch fünf Jahre weiter. Die Methoden sollen sehr empfindlich und dafür geeignet sein, die im Allgemeinen niedrige Hintergrundbelastung bei Menschen zu bestimmen, die beruflich nicht mit den gemessenen Stoffen in Berührung kommen.

Alle Analysemethoden werden nach ihrer Fertigstellung und Validierung in anerkannten, internationalen Fachzeitschriften mit Begutachtungsverfahren veröffentlicht, damit ihre hohe Qualität extern bestätigt wird und sie weltweit verfügbar und nutzbar sind.

Für die Anwendung der Methoden in geeigneten Studien liegt die Verantwortung beim BMU, das hier eng mit dem Umweltbundesamt zusammenarbeitet. Geeignete Untersuchungen finden zum Beispiel im Rahmen der Deutschen Umweltstudien zur Gesundheit und in der Umweltprobenbank des Bundes statt.

Weitere News aus dem Ressort Wissenschaft

Meistgelesene News

Weitere News von unseren anderen Portalen

Zuletzt betrachtete Inhalte

Radioaktiv markierte Substanzen vermeiden unnötige Operationen bei Nebennierentumoren - Ermöglichen gezieltere Behandlungen

Auf dem Weg zu billigeren und sichereren Batterien - Neue Einblicke in Batterien während des Betriebs: Neue Technik löst langjähriges Problem

Auf dem Weg zu billigeren und sichereren Batterien - Neue Einblicke in Batterien während des Betriebs: Neue Technik löst langjähriges Problem

Eine Nase für Krebs - Elektronische Sensoren lernen Krankheitsspuren im Atem zu erkennen

VCI-Responsible-Care-Bericht erstmals verifiziert - Projekte und Daten der chemischen Industrie zu Sicherheit, Gesundheit, Umweltschutz vorgestellt

RUB-Forscher verfolgen Metallkomplexe auf dem Weg in lebende Zellen - „Good vibrations“ helfen bei der Untersuchung neuer Wirkstoffe

Neue Angriffsmöglichkeit gegen Staupevirus entdeckt - Erstmals Struktur des «Andock-Proteins» bestimmt und auf molekularer Ebene abgebildet – und das kann auch bei Masern helfen

Neue Angriffsmöglichkeit gegen Staupevirus entdeckt - Erstmals Struktur des «Andock-Proteins» bestimmt und auf molekularer Ebene abgebildet – und das kann auch bei Masern helfen

BfR-Studie bestätigt: Kein Glyphosat in Muttermilch nachweisbar - Labore messen mit modernen Analysemethoden keine Rückstände oberhalb der Nachweisgrenze

BfR-Studie bestätigt: Kein Glyphosat in Muttermilch nachweisbar - Labore messen mit modernen Analysemethoden keine Rückstände oberhalb der Nachweisgrenze

Neue Röntgenstrahlungsquelle - 1.5 Millionen Euro für Kollaborationsprojekt am Physikalischen Institut der Universität Freiburg

Studie schlägt Stuhlanalyse zur Früherkennung von Bauchspeicheldrüsenkrebs vor - Genetische Signatur von 27 Mikroorganismen im Stuhl definiert die Hochrisikopopulation für das duktale Adenokarzinom der Bauchspeicheldrüse

Studie schlägt Stuhlanalyse zur Früherkennung von Bauchspeicheldrüsenkrebs vor - Genetische Signatur von 27 Mikroorganismen im Stuhl definiert die Hochrisikopopulation für das duktale Adenokarzinom der Bauchspeicheldrüse

Neuer Test für die Echtheit alter DNA lässt Zweifel aufkommen am Steinzeit-Weizenhandel

DLR und PDI entwickeln gemeinsam ein Terahertz-Lasersystem für unterwegs

Forscher lüften ein süßes Geheimnis: Karamell wurde erstmals chemisch analysiert