Den Pollen auf der Spur

Die BAM analysiert Blütenpollen systematisch

13.03.2008

Mit steigenden Temperaturen nimmt die Pollenbelastung zu. Das Immunsystem der meisten Menschen reagiert nicht auf die Pollen, ein anfälliger Organismus betrachtet die Pollenproteine als "Angreifer" und reagiert mit gereizter Schleimhaut in Augen, Nase oder Bronchien, wodurch es zu Augenjucken, Nies­reiz oder Atemnot kommen kann. Bereits 50 Körner pro Kubikmeter Luft reichen aus, eine allergische Reaktion hervorzurufen.

Die biochemischen Abläufe im menschlichen Organismus sind weitgehend bekannt, die mole­kularen Vorgänge in der Natur sind dagegen bisher nicht systematisch erfasst.

Wie und unter welchen Bedingungen setzen die Pollenkörner ihre Inhalte und Wirkstoffe frei? Spielen Wärme und Feuchtigkeit eine Rolle? Welche Einflüsse haben Schadstoffe (Aerosole, Rußpartikel), deren Konzentrationen in Ballungsgebieten oft hohe Werte erreichen? Mit welcher Methode lassen sich die Blütenpollen und Vorgänge in der Natur präzise analysieren? Diese Zusammenhänge untersucht die BAM Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung zurzeit in einem Forschungsvorhaben. Die Wissenschaft­ler setzten bei der Beantwortung der Fragen empfindliche spektroskopische Verfahren ein. Allen voran die Raman- und deren besonders empfindliche Weiterentwicklung, die oberflächenverstärkte Raman-Spektro­skopie. Die Detektion entspricht einem spektrosko­pischen Fingerabdruck, der die chemische Zusammensetzung der Proben widerspiegelt.

Pollenproben von möglichst vielen unter­schiedlichen Pflanzen­arten sollen analysiert werden. Mittlerweile wurden Spektren von mehr als 50 Arten aufgenommen. In einer um­fangreichen Datenbank werden die Informationen über die zahlreichen Bestandteile und Wirkstoffe der Pollen syste­matisch hinterlegt. Darüber hinaus soll diese Datenbank Grundlage für den Aufbau eines neuartigen Messnetzes schaffen. Hiermit könnten unterschiedliche Pollenspezies automatisch und schnell identifiziert und klassifiziert werden.

Mit dieser automatischen und präzisen Erkennungstechnik könnte auch ein wichtiger Bei­trag zur Qualitätssicherung rekombinanter Pollenallergene geleistet werden. Diese gentechnisch hergestellten Wirkstoffe werden in der Immuntherapie zur Desensibili­sierung eingesetzt.

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