Gezielt Bakterien zerstören: Profos vervollständigt Bakteriophagenprotein Patentportfolio
Regensburg. Das Biotechnologieunternehmen Profos AG hat sich weltweit exklusive Patentrechte des britischen Institute of Food Research (IFR) und des Instituts für Mikrobiologie der Technischen Universität München zur gezielten Identifizierung und Zerstörung gram-positiver Bakterien mittels Bakteriophagenproteine gesichert. Damit hat Profos sein Patentportfolio wesentlich erweitert, das sich bisher bereits u. a. auf den Nachweis und die selektive Anreicherung von Bakterien mittels neuartiger Bindemoleküle aus Bakteriophagen erstreckt.
Bakteriophagen sind die natürlichen Feinde von Bakterien. Sie dringen spezifisch in Bakterienzellen ein und produzieren antimikrobielle Substanzen wie Endolysin, welche die Zellwand sprengen. Mit dem Tod eines platzenden Bakteriums werden hunderte neuer, aktiver Bakteriophagen frei, die so innerhalb weniger Stunden Milliarden von Bakterien abtöten. Profos verwendet diese Strategie für seine eigenen Produkte: Geeignete Bakteriophagen-Proteine werden zum gezielten Identifizieren und spezifischen Einfangen von Bakterien und ggf. deren Zerstörung eingesetzt.
Den vorbeugenden Einsatz dieser Bakteriophagen-Proteine gegen Lebensmittelverunreinigungen hält Thomas Zander, Mitbegründer von Profos, für ein äußerst viel versprechendes Geschäftsfeld: "Allein in Deutschland werden dem Robert-Koch-Insitut (RKI) jährlich mehr als 150.000 Fälle von Lebensmittelvergiftungen gemeldet. Die Dunkelziffer nicht gemeldeter Fälle liegt mindestens zehn- bis zwanzigmal so hoch. Dieser Zustand ist nicht allein auf Deutschland beschränkt, sondern analoge Gegebenheiten finden sich weltweit. Die Ursache für diese Vergiftungen liegt in der Verseuchung der Lebensmittel mit krankheitserregenden Bakterien wie Salmonellen, Listerien, Campylobacter oder E.coli O157."
Routinetests auf Krankheitserreger sieht Zander als ein weiteres mögliches Entwicklungs- und Forschungsgebiet mit viel versprechenden Zukunftsaussichten: "2003 wurden weltweit mehr als 85 Millionen solcher Tests durchgeführt. Dieser lukrative Markt erschließt sich nun auch für Profos; dank der erworbenen Patente ist es uns möglich noch schneller, extrem spezifische und schnell durchführbare Tests für z.B. Listerien zu entwickeln, um den Verbraucherschutz zu verbessern. Ermöglicht wird dies vor allem durch die Einbindung der Phagen-Proteine und ihrer herausragenden Eigenschaften in die Standardtestverfahren der Lebensmittelindustrie."
Ein weiterer Zukunftsmarkt mit Potential sind therapeutische Phagen - "Antibiotika", wie sie in den ehemaligen Ostblock Ländern schon seit Jahrzehnten erfolgreich eingesetzt werden.Dazu der britische Lebensmittel- und Phagenexperte Professor Mike Gasson vom Institute of Food Research (IFR): "Der Bedarf an wirtschaftlichen Alternativen für Antibiotika wächst proportional mit der Resistenzentwicklung von Bakterien gegen herkömmliche Antibiotika. Es bietet sich hier nicht nur eine neue Waffe im Kampf gegen Bakterien, sondern es besteht auch ein großes Interesse, bakteriophagennahe Lysine zu entwickeln, um Antibiotika in nicht all zu ferner Zukunft in gewissen Einsatzgebieten zu ersetzen. Im Gegensatz zu der breiten Masse der herkömmlichen Antibiotika ergibt sich durch die Phagen-Technologie eine Möglichkeit, gezielt bestimmte Bakterien anzugreifen und andere Mikroorganismen unangetastet zu lassen."
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