Schnelle Reaktion auf wuchernde Pilze: Neuer Schnelltest bei Pilzinfektionen

10.02.2015 - Deutschland

Schimmelpilze sind für die meisten Menschen ungefährlich. Wir begegnen ihnen im Haushalt, am Kompost oder im Wald. Bei Patienten mit geschwächtem Immunsystem können sie jedoch schwerwiegende Infektionen in Gehirn oder Lunge auslösen. Bislang konnten die Infektionen kaum oder nur mit einem hohen Risiko diagnostiziert werden. Wissenschaftlern des Leibniz-Instituts für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut (HKI) gelang nun in einem Team mit Kölner und Berliner Kollegen der Durchbruch für ein neues Testverfahren mit Pilz-reaktiven T-Zellen. Das HKI steuerte dabei seine Expertise zur Entwicklung eines schnellen Bluttests bei.

Organinfektionen durch Pilze stellen Ärzte vor kaum lösbare Probleme. Patienten mit einem erheblich geschwächten Immunsystem wie Leukämiepatienten oder schlecht eingestellte Diabetiker erkranken häufig an Infektionen des Gehirns, der Nasennebenhöhlen oder der Lunge. Verantwortlich hierfür sind die Schimmelpilze Mucor und Aspergillus, die schnell durch Organe hindurch wachsen, mitunter ganze Zentimeter pro Tag. Im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung liegt die Sterblichkeit bei bis zu 100 Prozent. Bisher fehlte es an schnellen, verlässlichen, risikoarmen Testverfahren im frühen Stadium, sodass therapeutische Maßnahmen zu spät eingeleitet werden konnten.

Einem bundesweiten Team aus Wissenschaftlern um Oliver Cornely vom Exzellenzcluster CECAD an der Universität zu Köln und der Uniklinik Köln gelang in einem interdisziplinären Forschungsprojekt der Durchbruch in der Entwicklung einer zuverlässigen Diagnostik im frühen Krankheitsstadium. Daran beteiligt waren ebenso Wissenschaftler der Berliner Charité, des deutschen Rheuma-Forschungszentrums Berlin, der nordrhein-westfälischen Miltenyi Biotec GmbH und des Leibniz-Instituts für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut (HKI). Die Forscher entwickelten gemeinsam ein Verfahren, mit dessen Hilfe körpereigene Immunzellen, die auf eine Pilzinfektion reagieren, im Blut von Patienten nachweisbar sind. Somit werden die Immunzellen als hochsensitive und spezifische Sensoren für Krankheitserreger genutzt.

„An einer Vorstudie an der Uniklinik Köln nahmen 69 Patienten teil, in deren Blut die Zahl der Abwehrzellen gegen Schimmelpilze gemessen wurde“, sagt Oliver Cornely. „Wir konnten zeigen, welche Pilzart die Patienten infiziert hatte. Wenn ein Infektionsherd chirurgisch entfernt wurde, dann sank die Zahl der Abwehrzellen. Die Ergebnisse sind vielversprechend, müssen aber an einer größeren Zahl von Patienten bestätigt werden. Nun soll eine größere Vergleichsstudie folgen.“ Das Forscherteam erhofft sich von einer größeren Vergleichsstudie ein neues Standard-Diagnostikverfahren, das die Überlebenschancen von betroffenen Patienten erheblich steigern wird.

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