Den Atomen auf der Spur
Neues höchstauflösendes Transmissionselektronenmikroskop im KIT
Im Laboratorium für Elektronenmikroskopie am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) wird derzeit ein neues Transmissionselektronenmikroskop installiert, das mit einem Investitionsvolumen von 4,2 Millionen Euro aus Mitteln der Exzellenzinitiative beschafft wurde. Der Campus Süd des KIT ist nach eigenen Angaben die erste universitäre Einrichtung Deutschlands, die mit einem FEI Titan3 80-300 "Cubed" forscht. Lediglich das Leibniz-Institut für Festkörper- und Werkstoffforschung in Dresden hat ebenfalls ein Gerät dieser Art. Weltweit gibt es nur etwa 10 Geräte.
Einzug des Transmissions-Elektronenmikroskops ins CFN-Gebäude des KIT
G. Zachmann
Das Transmissionselektronenmikroskop ist mit seinen sechs Tonnen ein Schwergewicht. "Mit seinem Auflösungsvermögen von 0,08 nm lassen sich einzelne Atome abbilden und sogar deren Bewegung auf Oberflächen verfolgen", freut sich Professorin Dagmar Gerthsen, Leiterin des Laboratoriums für Elektronenmikroskopie am KIT. Die Wissenschaftler des KIT werden das neue Mikroskop zur Strukturaufklärung in vielen Bereichen einsetzen, beispielsweise in der Materialforschung, Nanotechnologie, Festkörperphysik, Chemie und sogar in der Biologie. Bis zu 30 Institute können von dem neuen Mikroskop profitieren. "Einmalig in der Transmissionselektronenmikroskopie ist die Möglichkeit, neben der Struktur auch die chemische Zusammensetzung und sogar elektronische Eigenschaften von winzig kleinen Probenbereichen zu analysieren", erläutert Gerthsen. Ein Beispiel dafür seien Quantenpunkte aus Halbleitern, die in effizienten Halbleiterlasern zum Einsatz kämen. Die chemische Zusammensetzung der Quantenpunkte, die sich auf atomarer Skala von Atomebene zu Atomebene ändern kann, lässt sich bei der Herstellung nicht genau kontrollieren. Daher ist es notwendig, diese am Objekt zu analysieren.
In der Materialforschung gilt das Interesse beispielsweise der Anreicherung von Verunreinigungsatomen in Korngrenzen - dies sind die Flächen zwischen den unterschiedlich orientierten Körnern des Materials. Verunreinigungsatome können sich nachteilig auf die Festigkeit von Materialien auswirken, was bis hin zum Bauteilversagen gehen kann. KIT-Wissenschaftler können mithilfe des neuen Mikroskops diese Verunreinigungen abbilden und gleichzeitig chemisch analysieren.
Mit dem Mikroskop ist es auch möglich, Ursachen für die Abnahme der Leistungsfähigkeit von Brennstoffzellen zu untersuchen. Hier stehen die chemischen Reaktionen zwischen Elektroden und Festelektrolytmaterial sowie die Entmischungsvorgänge im Elektrolytmaterial selbst im Mittelpunkt, die zu Variationen der chemischen Zusammensetzung auf der Skala von nur wenigen Nanometer führen können.
Ein weiteres Einsatzgebiet der neuen Anschaffung ist die Analyse der Struktur und chemischen Zusammensetzung von neuartigen funktionellen Nanoteilchen und molekularen Strukturen, die beispielsweise künftig in der Medizin als Container für Medikamente oder als elektronische Bauelemente ihre Anwendung finden.
Die Möglichkeit der Holographie im Transmissionselektronenmikroskop erlaubt es zudem, elektrische Felder um Defekte in Halbleitern, die die Beweglichkeit von Ladungsträgern in Halbleiterbauelementen reduzieren, auf einer Nanometerskala abzubilden. Gegenwärtig justieren Techniker noch das neue Mikroskop. "Ab Februar werden wir es voll nutzen können", betont Dagmar Gerthsen.
Meistgelesene News
Weitere News aus dem Ressort Wissenschaft
Holen Sie sich die Analytik- und Labortechnik-Branche in Ihren Posteingang
Mit dem Absenden des Formulars willigen Sie ein, dass Ihnen die LUMITOS AG den oder die oben ausgewählten Newsletter per E-Mail zusendet. Ihre Daten werden nicht an Dritte weitergegeben. Die Speicherung und Verarbeitung Ihrer Daten durch die LUMITOS AG erfolgt auf Basis unserer Datenschutzerklärung. LUMITOS darf Sie zum Zwecke der Werbung oder der Markt- und Meinungsforschung per E-Mail kontaktieren. Ihre Einwilligung können Sie jederzeit ohne Angabe von Gründen gegenüber der LUMITOS AG, Ernst-Augustin-Str. 2, 12489 Berlin oder per E-Mail unter widerruf@lumitos.com mit Wirkung für die Zukunft widerrufen. Zudem ist in jeder E-Mail ein Link zur Abbestellung des entsprechenden Newsletters enthalten.
Meistgelesene News
Weitere News von unseren anderen Portalen
Zuletzt betrachtete Inhalte
Liquid Handler LH 8.1 | Autosampler | KNAUER
Neues Mikroskop beleuchtet Ultrastruktur von Zellen - HZB-Forscher können kleinste Zellbestandteile in ihrer natürlichen Umgebung sichtbar machen - die Zelle bleibt intakt
Weltweit erstes Klimaforschungsprojekt mit dem Einsatz einer unbemannten Drohne - Institut für Umweltphysik der Universität Heidelberg beteiligt sich mit optischem Spektrometer an Messflügen
Cisbio international bezieht Fördermittel in Höhe von 1,5 Mio. EUR von der nationalen Forschungsagentur Frankreichs (ANR) - IMI-Projekt (Intracellular Molecular Imaging) von Cisbio setzte sich als eines von 70 Projekten unter 400 Anträgen durch
Chemie in Bewegung - Forscher produzieren erstmals Videos von chemischen Synthesen mit atomarer Auflösung
Bimsstein als Zeitzeuge
Epigenomics AG: Noel Doheny wird neuer CEO der US-Tochtergesellschaft Epigenomics Inc.
Prostatakarzinom viel präziser diagnostizieren
Neanderthaler hatten wahrscheinlich rote Haare
Pharma- und Chemiekonzern Merck setzt auch bei Laborsparte Millipore Rotstift an
Erstes Hai-Genom entschlüsselt - Das Erbgut der Australischen Pflugnasenchimäre liefert wichtige Einblicke in Immunität und Knochenbildung