Das Biotechnologie-Unternehmen BIOMES untersucht ab sofort positive Corona-Proben auf mögliche Virus-Mutationen. Die wissenschaftliche Ausgründung der TH Wildau ist eines der wenigen Labore bundesweit, die in der Lage sind, solche Mutationen festzustellen. Ziel ist es, Art und Zahl der Mutationen zu identifizieren, die in Deutschland zirkulieren. Dabei nutzen die Forscher die komplexe Technik des Next-Generation-Sequencing (NGS). Diese wendet das Unternehmen auch in ihrem Kerngeschäft, der Analyse des Darm-Mikrobioms an. Mithilfe von sogenannten Liquid-Handling-Systemen können 96 Proben parallel, vollautomatisiert und nach den Vorgaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) untersucht werden.
Die im Januar von der Bundesregierung erlassene „Coronavirus-Surveillanceverordnung“ sieht vor, dass fünf bis zehn Prozent der positiv getesteten Proben sequenziert werden sollen. Was normalerweise ein zeitintensiver Vorgang ist, der oftmals noch per Hand durchgeführt wird, funktioniert bei BIOMES deutlich schneller: Die vollautomatisierten Systeme ermöglichen es, innerhalb weniger Stunden hunderte Corona-Tests molekularbiologisch aufzubereiten, zu sequenzieren und bio-informatisch auszuwerten. So können die Wissenschaftler frühzeitig Mutationen erkennen.
Die Genom-Sequenzierung mit der NGS-Methodik ist das wichtigste Werkzeug für die Analyse des Erbguts von Lebewesen wie Viren, das derzeit zur Verfügung steht. Mit der Technik kann das vollständige Erbgut jeder spezifischen Lebensform, wie auch des Corona-Virus Sars-Cov-2, aufgelöst und entschlüsselt werden. Die dabei generierten digitalen DNA-Fragmente erlauben es, kleinste Veränderungen im Erbgut des Virus zu identifizieren. Mit diesen Daten sind Forscher in der Lage, veränderte Eigenschaften durch neue Mutationen zu entdecken (z. B. Infektionsrate), die Mutationsraten des Virus zu verstehen oder Herkunfts- und Verbreitungsmuster nachzuvollziehen. In Großbritannien kommt diese Methode bereits deutlich großflächiger zum Einsatz als in Deutschland.
Dr. Paul Hammer, CEO und Gründer des Wildauer Unternehmens: „Vergangene Woche haben wir bei BIOMES die ersten 20 Genom-Sequenzierungen von positiv getesteten qPCR-Proben auf einem sogenannten Illumina MiSeq-System durchgeführt. Unsere Kapazitäten sind allerdings bei weitem noch nicht ausgeschöpft: Das gesamte Labor-Personal wurde für die Corona-Genom-Sequenzierung geschult und durch unsere Investition in ein weiteres NGS-System könnten wir schon bald 1.000 Genom-Sequenzierungen pro Woche durchführen.“ BIOMES fungiert dabei als Zweigpraxis des Cottbusser Carl-Thiem-Klinikums (CTK), das die Befunde anschließend an das RKI übermittelt.
Bei der Analyse der qPCR-Proben unterstützt das Biotechnologie-Unternehmen bereits seit Oktober letzten Jahres. Im Dezember schloss das Start-up eine Finanzierungsrunde in Höhe von insgesamt vier Millionen Euro ab. Das neue Investment fließt in die Erweiterung der Produktpalette sowie in die internationale Expansion.