06.11.2019 - Ruhr-Universität Bochum

Wie Sauerstoff das Herzstück wichtiger Enzyme zerstört

Neue Erkenntnisse sollen helfen, Wasserstoff produzierende Enzyme künftig vor schädlichem Sauerstoff zu schützen – interessant für die Biotechnologie.

Bestimmte Enzyme, wie die Wasserstoff produzierenden Hydrogenasen, sind in Anwesenheit von Sauerstoff instabil. Woran das liegt, haben Forscher der Ruhr-Universität Bochum (RUB) auf atomarer Ebene aufgeklärt.

Für die Experimente arbeiteten drei Gruppen der RUB zusammen: Aus der Arbeitsgruppe Photobiotechnologie waren Dr. Julian Esselborn – heute an der University of California, San Diego –, Prof. Dr. Thomas Happe und Dr. Leonie Kertess beteiligt. Das Team kooperierte mit Prof. Dr. Eckhard Hofmann aus der Arbeitsgruppe Röntgenstrukturanalyse an Proteinen und Dr. Ulf-Peter Apfel vom Lehrstuhl Anorganische Chemie I.

Die interdisziplinäre Kooperation an der Schnittstelle von Biologie, Chemie und Physik war eingebettet in das Exzellenzcluster Ruhr Explores Solvation, kurz Resolv, und das Graduiertenkolleg Microbial Substrate Conversion, kurz Micon.

Strukturveränderungen durch Sauerstoff

Die Wissenschaftler untersuchten eine Hydrogenase aus dem Bakterium Clostridium pasteurianum. Das Besondere an dieser Klasse von Enzymen ist ihre Struktur aus sechs Eisen- und sechs Schwefelatomen. Der sogenannte Kofaktor bildet das Herzstück des Proteins, an dem die eigentliche Wasserstoffproduktion erfolgt.

Mehrere Proben des Enzyms lagerten die Forscher unterschiedlich lang mit Sauerstoff. Anschließend untersuchten sie mittels Röntgenstrukturanalyse, wie sich die dreidimensionale Struktur der Proteine verändert hatte. „Diese Methode ist sehr aufwendig und kompliziert, half uns aber, den zerstörerischen Prozess auf atomarer Ebene verfolgen zu können“, sagt Julian Esselborn.

Durch die Inkubation mit Sauerstoff veränderten sich nur einzelne Atome des Enzyms, nämlich bestimmte Eisenatome des Kofaktors. Das führte nach und nach zum Zerfall des gesamten aktiven Zentrums. Durch das Verständnis, welche Eisenatome besonders betroffen sind, hoffen die Forscher, biotechnologisch interessante Proteine künftig besser gegen Sauerstoff schützen zu können.

Fakten, Hintergründe, Dossiers
  • Enzyme
  • Wasserstoff
  • Hydrogenasen
Mehr über RUB
  • News

    Nanoröhren als optische Stoppuhr für den Nachweis von Botenstoffen

    Kohlenstoff-Nanoröhren leuchten in Anwesenheit von Dopamin nicht nur heller, sondern auch länger. Die Leuchtdauer kann als neue Messgröße zum Nachweis von Botenstoffen dienen. Ein interdisziplinäres Forschungsteam aus Bochum und Duisburg hat einen neuen Weg gefunden, um den wichtigen Botens ... mehr

    KI mit Infrarot-Imaging ermöglicht präzise Darmkrebs-Diagnostik

    Der immense Fortschritt im Bereich der Therapieoptionen über die vergangenen Jahre hat die Heilungschancen für Patientinnen und Patienten mit Darmkrebs deutlich verbessert. Diese neuen Ansätze wie etwa Immuntherapien erfordern jedoch eine präzise Diagnose, damit sie gezielt auf die jeweilig ... mehr

    Alzheimer-Früherkennung bis zu 17 Jahre im Voraus

    Die Demenzerkrankung Morbus Alzheimer hat einen 15 bis 20 Jahre langen symptomfreien Verlauf, bevor erste klinische Symptome auftreten. Mithilfe eines in Bochum entwickelten Immuno-Infrarot-Sensors konnte ein Forschungsteam bis zu 17 Jahre vor Auftreten der ersten klinischen Symptome Anzeic ... mehr