Mit winzigen Schläuchen zum Erfolg

Nachwuchsforscherin aus dem Institute for Analytical Sciences (ISAS) in Dortmund erhält zwei Millionen Euro Fördergelder vom European Research Council

20.02.2008

Es war ein entscheidender Fehler, und Petra Dittrich erinnert sich noch genau an den Moment: "Passiert ist es an einem Dienstagabend im Labor", erzählt die Wissenschaftlerin vom Institute for Analytical Sciences (ISAS) in Dortmund. Sie wollte künstliche Zellen mit einem eigens an dem Leibniz-Institut konstruierten Chip herstellen. "Das muss man sich vorstellen wie winzige Seifenblasen mit einer Haut aus Fettsäuren", erläutert Petra Dittrich. Doch der Druck war zu niedrig - und anstatt Bläschen zu produzieren, spuckte der Chip plötzlich kleine Schläuche aus. Sie wuchsen und wuchsen, am Ende waren sie eineinhalb Zentimeter lang. Ihr Durchmesser dagegen blieb bei winzigen drei Mikrometern.

Die junge Forscherin erkannte rasch das Potenzial der Mikroschläuche: "Wir können damit eine Art Zuleitung zu lebenden Zellen in der Petrischale konstruieren", sagt Petra Dittrich. Hinzu kommt eine interessante Eigenschaft. Die Haar-Schläuche bilden spiralförmige Strukturen und sind damit für chemische Anwendungen interessant. Da sie nicht nur mit Wasser, sondern auch mit beliebigen Lösungen gefüllt werden können, eignen sich die Gebilde auch als Mikro-Reaktoren. Der Clou: Mit dem ISAS-Chip lässt sich die Form der künstlichen Gebilde variieren - Mikroreaktoren nach Maß.

Zur Freude über die Entdeckung kommt jetzt noch der Jubel über zwei Millionen Euro Forschungsförderung für das Projekt. Kürzlich traf der Brief aus Brüssel ein, der es Petra Dittrich ermöglicht, in den nächsten fünf Jahren eine eigene Arbeitsgruppe aufzubauen. Das Geld kommt vom neu geschaffenen European Research Council (ERC) aus der ersten Antragsrunde. "Der Wettbewerb um die ERC-Forschungsgelder ist sehr hart, um so mehr freue ich mich für die ausgezeichnete Wissenschaftlerin", sagt Ernst-Theodor Rietschel, Präsident der Leibniz-Gemeinschaft. Er fügt hinzu: "Die hohe Summe ist ungewöhnlich und zeigt, dass auch die ERC-Gutachter vom Potenzial der Forschung überzeugt sind."

Erste Anfragen aus der Wirtschaft hat es bei Petra Dittrich schon gegeben. Sie selbst hat das Verfahren bereits patentieren lassen. Doch zunächst will sie eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe aufbauen, um die künstlichen Zellhüllen und ihre möglichen Formen weiter zu erforschen.

Weitere News aus dem Ressort Wissenschaft

Meistgelesene News

Weitere News von unseren anderen Portalen

Zuletzt betrachtete Inhalte

Handy-App erkennt mit Hilfe künstlicher Intelligenz zuverlässig COVID-19-Infektionen an der Stimme - Das in dieser Forschung verwendete AI-Modell ist genauer als Lateral Flow/Rapid Antigen-Tests

Handy-App erkennt mit Hilfe künstlicher Intelligenz zuverlässig COVID-19-Infektionen an der Stimme - Das in dieser Forschung verwendete AI-Modell ist genauer als Lateral Flow/Rapid Antigen-Tests

Wissenschaftler des Weizmann Instituts entwickeln einen neuen Weg zur Aufspaltung von Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff

Wissenschaftler des Weizmann Instituts entwickeln einen neuen Weg zur Aufspaltung von Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff

Neuartige Raman-Technik durchbricht 50 Jahre der Frustration

Neuartige Raman-Technik durchbricht 50 Jahre der Frustration

Prionen-Faltung an der Zellmembran untersucht - Erstmals beobachtet: Die ersten Schritte der Fehlfaltung

NOVIA-HPLC-Tage 2011 – ein Rückblick

Per Smartphone schnell und einfach Krankheitsindikatoren im Blut nachweisen? - Fluoreszenzsensoren per Tintenstrahldrucker kostengünstig herstellen

Per Smartphone schnell und einfach Krankheitsindikatoren im Blut nachweisen? - Fluoreszenzsensoren per Tintenstrahldrucker kostengünstig herstellen

Röntgenblick in die Kunststoff-Solarzelle - Organische Photovoltaik: Forscher wollen Effizienz verbessern

Röntgenblick in die Kunststoff-Solarzelle - Organische Photovoltaik: Forscher wollen Effizienz verbessern

Was bringt biologische Uhren zum Ticken? - Max-Planck-Wissenschaftler entdecken Einfluss des Steroidhormons Cortisol auf die den Zellteilungsrhythmus steuernden Uhren

AbD Serotec und FIND vereinbaren gemeinsame Entwicklung temperaturbeständiger Antikörper für die in-vitro-Diagnostik

GERSTEL expandiert nach Südostasien - Die Nachfrage nach automatisierten Lösungen für die GC/MS und LC/MS forcierte die Gründung einer Tochtergesellschaft in der Wirtschaftsmetropole Singapur

Durchsichtige Fliegen: Ein wichtiger Fortschritt in der Mikroskopie

Durchsichtige Fliegen: Ein wichtiger Fortschritt in der Mikroskopie

„Virtuelles Mikroskop“ für Sinnesforschung entwickelt

„Virtuelles Mikroskop“ für Sinnesforschung entwickelt