BAVC-Langzeitstudie: Trend zu höher qualifizierten Arbeitsplätzen

13.08.2007

Seit Einführung des Entgelttarifvertrages im Jahr 1988 ist ein kontinuierlicher Trend zu einer höheren Qualifikation der Chemie-Mitarbeiter und zu anspruchsvolleren Arbeitsplätzen zu verzeichnen. Einfache Arbeitsplätze haben dagegen signifikant an Bedeutung verloren. Dies ist das Ergebnis eines Langfristvergleiches des BAVC im Rahmen einer Analyse der Besetzung der tariflichen Entgeltgruppen E 1 bis E 13. Wegen der vergleichbaren Datenbasis wurden nur die westdeutschen Tarifbezirke einbezogen.

Vergleicht man die Besetzung der Entgeltgruppen seit Inkrafttreten des Bundesentgelttarifvertrages 1988 mit den Jahren 1996 und 2006, ergibt sich folgender Befund: Der Bereich E 9 bis E 13, das sind die ehemaligen oberen Angestelltengruppen, hat mit insgesamt 40 Prozent mittlerweile den höchsten Anteil. Der so genannte "Verzahnungsbereich" der Entgeltgruppen E 6 bis E 8, also der Bereich der Facharbeiter und vergleichbaren Angestellten hat seinen über die Jahre kontinuierlich steigenden Anteil auf jetzt 39 Prozent erhöht.

Spiegelbildlich dazu ist die Entwicklung im Bereich der ungelernten und kurzfristig angelernten Arbeitnehmer verlaufen, die in den Entgeltgruppen E 1 bis E 3 angesiedelt sind. Deren Anteil ist von gut einem Fünftel (21 Prozent) auf inzwischen nur noch 9 Prozent zurückgegangen. "Einfache" Tätigkeiten in der chemischen Industrie haben damit tendenziell an Boden verloren. Neben höheren qualifikatorischen Anforderungen an die Belegschaften könnte hierfür eine Ursache sein, dass das - auch lohnkostenbedingte - Rationalisierungspotenzial hier relativ groß ist und ein erheblicher Teil der "einfachen" Arbeit inzwischen ausgelagert worden ist. Auch in den Entgeltgruppen E 4 und E 5 - das ist der Bereich mit Tätigkeiten, die in der Regel eine zweijährige Berufsausbildung voraussetzen - ist die Quote kontinuierlich bis auf 12 Prozent zurückgegangen.

Die Entwicklung hin zu wertschöpfungsintensiven intelligenten Produkten in Verbindung mit einer fortschreitenden anspruchsvolleren Produktionstechnik lässt den Schluss zu, dass sich der Anteil der ungelernten und kurzfristig angelernten Tätigkeiten in der Chemie tendenziell weiter verringern wird. Dagegen dürfte der Facharbeiteranteil und der Anteil der höher qualifizierten Tätigkeiten weiter an Bedeutung gewinnen. Diese werden zunehmend durch Meister, Techniker, Fachkaufleute, Fachwirte, aber auch Absolventen von Fachhochschulen und Berufsakademien ausgefüllt. Inwieweit die Entwicklung in den Bereichen Bachelor und Master diese Tendenz weiter verstärkt, bleibt abzuwarten.

Im Rahmen der BAVC-Statistik wurde auch die Struktur der Chemie-Tarifbeschäftigten in Gesamtdeutschland untersucht. Tarifbeschäftigte in flexiblen Arbeitsverhältnissen wurden dabei allerdings nicht einbezogen.

Die Analyse bezieht sich damit nur auf vollzeitbeschäftigte und teilzeitbeschäftigte Mitarbeiter in allen Schichtformen (Teilkonti-, Vollkonti- und Tagschicht). Bemerkenswert sind hier die Unterschiede bei männlichen und weiblichen Beschäftigten. Von den Tarifbeschäftigten waren 73 Prozent männlich und 27 Prozent weiblich. Dabei zeigt sich, dass die höchsten Beschäftigungsanteile noch immer in den Entgeltgruppen E 6 bis E 8 vertreten sind, wobei die Entgeltgruppe E 6 mit 13,5 Prozent traditionell am stärksten besetzt ist. Dies ist die Entgeltgruppe der klassischen Facharbeiter. Bemerkenswert ist hier aber auch, dass der Bereich der Entgeltgruppen E 9 bis E 13, also der klassischen oberen Angestelltenpositionen, inzwischen einen höheren Anteil hat als der Facharbeiterbereich E 6 bis E 8 (40,6 Prozent verglichen mit 38,1 Prozent).

Bemerkenswert erscheint auch der Unterschied in der Beschäftigungsstruktur von Männern und Frauen. Bei den männlichen Mitarbeitern dominiert der Entgeltbereich E 6 bis E 8, bei den weiblichen Mitarbeitern sind dies die Gruppen E 9 bis E 11. Dies könnte man zu der folgenden Aussage zusammenfassen: Zwar gibt es deutlich weniger Frauen als Männer in der Belegschaft der chemischen Industrie. Der Schwerpunkt der Tätigkeiten ist jedoch bei Frauen nicht, wie das Vorurteil vielleicht nahe legt, in den unteren Entgeltgruppen, sondern vielmehr in den höher qualifizierten Entgeltgruppen E 9 bis E 11.

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