Neue Methode zum Auffinden verbotener Farbstoffe in Fleischerzeugnissen entwickelt

12.06.2007

Wissenschaftler der Bundesforschungsanstalt für Ernährung und Lebensmittel (BfEL) haben ein Verfahren entwickelt, mit dem es möglich ist, verschiedene Sudanfarbstoffe in Fleischerzeugnissen aufzuspüren. Diese künstlichen Pigmente gelten als krebserregend und dürfen in der EU für die Lebensmittelherstellung nicht verwendet werden.

Synthetisch hergestellte Sudanfarbstoffe wie das Sudanrot werden wegen ihres weiten Farbspektrums immer wieder bestimmten Lebensmitteln, vor allem Chili- und Paprikagewürzen, zugesetzt. Da sie im Verdacht stehen, Krebs auszulösen und mutagen zu wirken, sind sie in der Europäischen Union für die Lebensmittelherstellung nicht zugelassen. Dennoch wurden diese Farbstoffe bei uns in den letzten Jahren vermehrt in Lebensmitteln aus Drittländern, vor allem in scharfem Chilipulver, nachgewiesen. Als Konsequenz hat die EU-Kommission verfügt, dass Chilis, Paprikapulver, Kurkuma und Palmöl aus Drittstaaten nur eingeführt werden dürfen, wenn chemische Analysen bestätigt haben, dass sie keine Sudanfarbstoffe enthalten.

Während es für Gewürze bereits entsprechende Analysemethoden gibt, war dies für proteinreiche Produkte wie Fleischerzeugnisse bislang nicht der Fall. Fleischprodukte, die mit Gewürzmischungen zubereitet werden, ließen sich deshalb nicht auf die verbotenen Zusatzstoffe untersuchen. Hier setzten die Arbeiten der Kulmbacher Fleischforscher an. "Das Problem war, dass künstliche Azofarbstoffe wie Sudanrot aufgrund ihrer chemischen Struktur eine besonders feste Bindung zum Protein aufbauen", erläutert die Lebensmittelchemikerin Silvia Kleinhenz vom BfEL-Institut für Chemie und Physik. Sie entwickelte eine Methode, mit der zunächst die Farbstoffe von den Proteinen separiert werden und dann das Fett von den Proben abgetrennt wird, um die gesuchten Farbstoffe zu analysieren. Besonders gut funktioniert die Methode bei Produkten, die nach Zugabe der kontaminierten Gewürze nicht mehr erhitzt werden. Nach dem Erhitzen, also dem Kochen oder Braten, binden sich die Sudanfarbstoffe verstärkt an die Proteine, doch auch hier ist es Silvia Kleinhenz gelungen, das Verfahren durch einige Kunstgriffe zu optimieren.

Durch die an der Bundesforschungsanstalt in Kulmbach entwickelte neue Analysemethode wird es möglich, auch in verarbeiteten Lebensmitteln wie Fleischerzeugnissen die nicht zugelassenen Farbstoffe aufzuspüren. Dadurch wird die Lebensmittelüberwachung in die Lage versetzt, entsprechende Proben zu analysieren und gegebenenfalls vom Markt zu nehmen, um Verbraucherinnen und Verbraucher vor diesen gesundheitsgefährdenden Zusatzstoffen zu schützen.

Weitere News aus dem Ressort Wissenschaft

Meistgelesene News

Weitere News von unseren anderen Portalen

Zuletzt betrachtete Inhalte

Auf dem Weg zu billigeren und sichereren Batterien - Neue Einblicke in Batterien während des Betriebs: Neue Technik löst langjähriges Problem

Auf dem Weg zu billigeren und sichereren Batterien - Neue Einblicke in Batterien während des Betriebs: Neue Technik löst langjähriges Problem

Analytica 2020: Neue Instrumente für die Batterieforschung - Moderne Analytik unverzichtbar für die Batterieforschung

Analytica 2020: Neue Instrumente für die Batterieforschung - Moderne Analytik unverzichtbar für die Batterieforschung

Wann weiche Kugeln poröse Medien steifer machen - Forschenden der Universitäten Stuttgart und Twente gelingt dreidimensionale Charakterisierung granularer Mischungen

Wann weiche Kugeln poröse Medien steifer machen - Forschenden der Universitäten Stuttgart und Twente gelingt dreidimensionale Charakterisierung granularer Mischungen

Erregeridentifikation – optimierte Diagnostik dank Next Generation Sequencing - Neue Methode orientiert sich am Vorbild erfolgreicher Verbrechensbekämpfung

Erregeridentifikation – optimierte Diagnostik dank Next Generation Sequencing - Neue Methode orientiert sich am Vorbild erfolgreicher Verbrechensbekämpfung

Forscher lüften ein süßes Geheimnis: Karamell wurde erstmals chemisch analysiert

Zielgenaue Krebserkennung im Erbgut - Chemiker entwickeln Direktnachweis von Modifikationen an beliebigen Orten im Erbgut

Wenn Moleküle morsen

Wenn Moleküle morsen

Kleinste Bausteine der Muskulatur verschwinden nach Schlaganfall - Erste Studie, die dieses Phänomen beim Menschen beobachtet

Kleinste Bausteine der Muskulatur verschwinden nach Schlaganfall - Erste Studie, die dieses Phänomen beim Menschen beobachtet

Vorstoß ins Unbekannte - Einsatz des Free Electron Lasers - Max-Planck-Physiker in Heidelberg starten Experimente mit ultrakurz gepulsten Laserstrahlen am "Free Electron Laser" (FEL) in Hamburg

Optische Distanzmessung mit Rekordgeschwindigkeit - Mit Solitonen-Frequenzkämmen aus optischen Mikrochips lassen sich 100 Millionen hochgenaue Distanzmessungen pro Sekunde durchführen

Optische Distanzmessung mit Rekordgeschwindigkeit - Mit Solitonen-Frequenzkämmen aus optischen Mikrochips lassen sich 100 Millionen hochgenaue Distanzmessungen pro Sekunde durchführen

Langzeit-Supermikroskopie - Nanographene ermöglichen längere Beobachtungszeiten

Langzeit-Supermikroskopie - Nanographene ermöglichen längere Beobachtungszeiten

Das Navi im Spermienschwanz: Proteine im Zick-Zack-Muster halten Spermien auf Kurs - Bewegung in 4D mikroskopisch untersucht

Das Navi im Spermienschwanz: Proteine im Zick-Zack-Muster halten Spermien auf Kurs - Bewegung in 4D mikroskopisch untersucht