Gesunder Appetit auf anorganisches Wachstum

Gemeinsame Studie von Deloitte mit der TU München zu M&A in der Healthcare-Branche zeigt positive Entwicklung

07.06.2013 - Deutschland

Hoher Konsolidierungs- und Innovationsdruck sorgen in der Healthcare-Branche für eine steigende Zahl von Unternehmensübernahmen und -zusammenschlüssen. Das Dealvolumen lag 2012 mit 46 Milliarden Euro doppelt so hoch wie noch 2009. Mehr als die Hälfte der befragten Experten für die von Deloitte gemeinsam mit Prof. Christoph Kaserer von der TU München durchgeführte Studie zu M&A-Trends rechnen mit einem signifikanten Anstieg von Deals - zumal die Finanzierung in diesem Bereich interessanterweise derzeit kein Problem zu sein scheint. Bevorzugt kommen hierbei Private-Equity-Mittel, Bankkredite sowie firmeneigene Gelder zum Einsatz. Ein Problem sind allerdings unterschiedliche Preisvorstellungen von Käufern und Verkäufern sowie die allgemeine Unsicherheit aufgrund der immer noch schwelenden Euro-Krise. Neben den positiven Finanzierungsbedingungen und dem Konsolidierungsdruck begünstigt vor allem die Krisenfestigkeit der Nachfrage die wachsenden M&A-Aktivitäten der einzelnen Player. Nicht zuletzt sorgt ein brancheninterner Diversifizierungstrend für ein entsprechendes Klima.

"Generell reagiert der Kapitalmarkt positiv, wenn Unternehmen mit M&A ihre strategische Markt- und Produktpositionierung verbessern. Der Kapitalmarkt bewertet einen in einem sogenannten M&A-intensiven Unternehmen gebundenen Euro als Richtwert zurzeit mit 1,58 Euro - bei einem inaktiven hingegen nur mit 1,49 Euro", erklärt Andreas Korten, Partner Transaction Services bei Deloitte.

Mehr Transaktionen, bessere Marktperformance

Unternehmen der Healthcare-Branche in Deutschland nutzen ihre finanzielle Stärke, um anorganisch zu wachsen und ihre Produkt- und Marktposition zu verbessern. Laut der durchgeführten Studie haben Healthcare-Unternehmen, die in den letzten drei Jahren eine Transaktion durchgeführt haben, eine um ein Zehntel höhere Marktperformance als andere. Ihr P/E-Multiple liegt mit 21 deutlich über dem der übrigen (12).

Die Studie zeigt, dass akquirierende Unternehmen der Healthcare-Branche zwischen 2006 und 2012 eine um 30 Prozent höhere EBITDA-Marge und um 26 Prozent höhere Cashflows aufwiesen. Zudem war ihr medianes Umsatzwachstum um ein Drittel stärker. Gleichzeitig hatten sie einen höheren Verschuldungsgrad und investierten um die Hälfte weniger Mittel in F&E. Die F&E-Quote ihrer Targets lag dafür mit 10 Prozent deutlich über Branchendurchschnitt (7%).

Trend zur Diversifizierung

"Neben neuen F&E- bzw. Investitionspotenzialen und der strategischen Positionierung kann auch eine stärkere Diversifizierung Ziel eines Deals sein", erläutert Dr. Gregor-Konstantin Elbel, Leiter Life Scienes &Health Care bei Deloitte. Knapp ein Drittel der Transaktionen im Untersuchungszeitraum waren branchen-, zwei Drittel länderübergreifend. So hat die Zahl der Produktsegmente von Healthcare-Unternehmen zwischen 2006 und 2012 von 2,65 auf 3,48 zugenommen, die Anzahl geografischer Segmente stieg von 3,47 auf 4,59.

Positive Kapitalmarktreaktion

Kaufende Unternehmen weisen höhere Wertsteigerungen auf als nichtkaufende und erzielen positive Renditen - im Jahr nach der Transaktion bis zu 10 Prozent. Bereits nach der Ankündigung eines Mergers oder einer Akquisition konnten Unternehmen in den vergangenen Jahren ihre P/E-Multiples relativ zur Benchmark steigern. Entsprechend hoch sind die Aufschläge auf die Marktbewertung und damit die Dealprämien. Das ist für Finanzinvestoren attraktiv: Sie sind vor allem an größeren Transaktionen beteiligt.

Uneinigkeit über Kaufpreis

Konsolidierungs- und Innovationsdruck sind und bleiben die maßgeblichen Treiber für M&A-Aktivitäten in der Healthcare-Branche. Darüber hinaus geht es aber auch um Profitabilitätssteigerung und Wachstumssicherung sowie um die Gewinnung von Mitarbeiter-Know-how. Doch diese Perspektiven haben ihren Preis - und der ist den Käufern oft zu hoch. Die teilweise erheblichen Kaufpreisaufschläge können ebenso ein ernstes Dealhemmnis darstellen wie die allgemeine Unsicherheit als Folge der Euro-Krise. Allerdings sehen nur 23 Prozent der Befragten ein echtes Finanzierungshindernis.

Private Equity auf dem Vormarsch

Für die Mehrheit der Studienteilnehmer ist es derzeit attraktiver, Mittel in M&A zu investieren als etwa in internes Unternehmenswachstum oder Gewinne auszuschütten. Als Hauptfinanzierungsquelle stehen neben Unternehmensmitteln vor allem Private-Equity-Gesellschaften oder Banken in vorderster Linie. Die durchschnittliche Dealgröße lag 2012 bei 350 Millionen Euro. Die größten Deals wurden dabei in der Pharmaindustrie durchgeführt, ihr Anteil an den gesamten Dealvolumina betrug in den vergangenen Jahren über 80 Prozent.

"Im Zuge der Finanzkrise waren die M&A-Aktivitäten in der Healthcare-Branche in Europa stark zurückgegangen. Hier beobachten wir eine Trendwende: Es gibt sehr klare Anzeichen für eine kräftige Wiederbelebung. Schon 2012 wurde das Niveau vor der letzten Eurokrise erreicht, für das aktuelle Jahr ist die Dealpipeline gut gefüllt", resümiert Andreas Korten.

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