Ein Rückblick auf die NOVIA HPLC-Tage 2009 und ein ganz besonderes Jubiläum

23.11.2009 - Deutschland

Der November ist für viele Analytiker immer verbunden mit den NOVIA HPLC-Tagen. Auch in diesem Jahr sind viele dem NOVIA-Ruf gefolgt und haben an Deutschlands einzigartigem Anwenderforum auf dem Gebiet der HPLC teilgenommen, das dieses Jahr seinen Schwerpunkt im Bereich Pharma hatte. Doch nicht nur das Anwenderforum allein war Grund der gut besuchten Veranstaltung, sondern auch der zwanzigste Geburtstag der NOVIA.

Es liegt daher nahe, dass der NOVIA-Vater, Herr Dr. S. Kromidas, in seinem Einführungsvortrag auf die letzten 20 HPLC-Jahre aus Sicht der Forschung und Praxis zurückblickte. Angefangen von den zuverlässigen Gradienten-Anlagen Ende der 80er Jahre, über die Herausforderungen, die die in den 90er Jahren eingeführten QS-Systeme boten (Kernbotschaft: „Never change running systems!“), bis hin zu den technischen Errungenschaften der letzten Jahre, wie z.B. LC/MS-Kopplungstechniken oder die U(H)PLC und die Entwicklung neuer (polarer) RPMaterialien. Mahnend warnte Herr Dr. Kromidas davor, im Rahmen von qualitätssichernden Maßnahmen lediglich schöne Zahlenwerte zu produzieren, und forderte stattdessen die vernünftige Interpretation der Daten: „mehr Qualitätssicherung und weniger Qualitätskontrolle“. Abgerundet wurde der Vortrag durch einen Ausblick in die Zukunft der Analytik: Virtuelle HPLC-Wissensnetzwerke könnten ein höheres Maß an Qualitätssicherung mit sich bringen, bereits vorhandene LC-Kopplungstechniken werden an Bedeutung gewinnen, sowie der stete Einzug der Miniaturisierungstechnik auf dem Gebiet der schnellen HPLC. Auch der enorme Wettbewerb der Hersteller wird für die Analytikwelt noch einige Überraschungen bereithalten. Die offene Frage aber bleibt, wie wird sich die Chromatographie in den nächsten 20 Jahren Entwickeln: H?L? …

Wie kann ich mich gegen eine künftige Acetonitril-Knappheit wappnen? Welche praktischen Alternativen und einfache Strategien gibt es? In der ersten Workshop-Reihe wurden diese Fragen durch Referent Herrn Dr. Maier-Rosenkranz beantwortet. Die Teilnehmer hatten die Möglichkeit mit dem Referenten über den alternativen Gebrauch anderer organischer Lösungsmittel für die HPLC, sowie technische Änderungen am System, wie z.B. kürzere Säule mit kleinerem Innendurchmesser, zu diskutieren.

Parallel referierte Herr Dr. Krautz, wie man von der analytischen zur präparativen Trennung gelangt. Von den gegenwärtigen Anwendungen der präparativen Chromatographie, über den Vergleich analytischer und präparativer Analytik bis hin zu Fallbeispielen aus der Praxis wurden die Teilnehmer an die Thematik herangeführt und konnten anschließend interaktiv mit dem Referenten und anderen Teilnehmern diskutieren und Fragen stellen.

Was muss ich in einem GMP-regulierten Bereich bei einem Methodentransfer aus der Entwicklung in die Routine beachten? Wo liegen die Schwierigkeiten im analytischen Bereich und wo liegen sie im regulierten Bereich? Dieser Frage ging Frau Dr. Havenith in ihrem Vortrag im Anschluss an die Workshops nach. Grundvoraussetzung für den Methodentransfer ist die Methodenvalidierung. Besonders interessant war der Hinweis auf Stolperfallen, auf die man in der Praxis reinfallen kann: Wo liegen beispielsweise die Ursachen für auffällige Ergebnisse? Welche Anforderungen an das Equipment oder die Materialien müssen gegeben sein?

Herr Dr. Schmidt von der Bezirksregierung Düsseldorf beschrieb in seinem Vortrag, wie die GMPgerechte Qualifizierung von analytischen Messinstrumenten durchzuführen ist und welche Anforderungen an ein pharmazeutisches Kontrolllabor aus Sicht einer Überwachungsbehörde gestellt werden. Besonderen Schwerpunkt bildeten dabei die gesetzlichen Rahmenbedingungen einschlägiger Richtlinien, wie z.B. der AMWHV oder des EG-GMP-Leitfadens. Auch hier wurde im Anschluss die Möglichkeit genutzt, intensiv Fragen zu stellen und somit einen behördlichen Betrachtungswinkel zu gewinnen. Wann gibt es schon die Möglichkeit einen Inspektor außerhalb von Audits und in ungezwungener Atmosphäre zahlreiche Fragen zu stellen?

In der zweiten Workshopphase zeigten Herr Dr. Kromidas und Herr Dr. Kuss wie man den richtigen Gradienten auswählt. Herr Hildebrandt stellte in diesem Zusammenhang ein Tool zur Bewertung von Integrationsfehlern vor, welches Fehler zwar nicht ausschließt, aber zumindest den Fehler berechnet und somit Hinweise auf geeignete Integrationsmethoden zulässt.

Herr Köhling besprach im Workshop „Systemanpassung und Zustandsmonitoring in LC/MS und HPLC“ wie verschiedene Additive die Chromatographie und Ionisationsverhalten von Testsubstanzen in der LC/MS und HPLC beeinflussen bzw. verändern.

Im Rahmen der Jubiläumsfeier „20 Jahre NOVIA“ erzählten Herr Dr. Kromidas und Herr Burggraf , wie die NOVIA gegründet wurde, wie sie den Weg zum heutigen Mutterunternehmen Provadis fand und wie sie sich im Laufe der Jahre zum bedeutenden Dienstleistungsunternehmen für Analytik entwickelte.

Ganz im Zeichen der Qualität stand der zweite Veranstaltungstag, der mit Herrn Dr. Golzes Vortrag zur „Auswertung und Angabe der Messunsicherheit von Analysenergebnissen“ den Anfang machte. Es wurde dargestellt, wie man die kombinierte Unsicherheit rein mathematisch ermittelt und vor allem wie sie auf die Praxis anwendbar ist. Ein wichtiges Fazit dieses Vortrags: Nichts ist so unsicher wie die Unsicherheit.

Herr Dr. Trantow referierte über die Qualitätssicherung im HPLC-Labor. Er stellte dabei heraus, welche die Ursachen von Qualitätsmängeln in der Analytik oftmals darstellen. Hier die Top 5: Prüfanweisungen (oft fehlerhaft), Menschen (oft nicht ausreichend/richtig geschult, Überlastung geht auf Kosten der Qualität), Probe, Geräte, Säulen. Ein wichtiges Fazit: Die Validierung muss als prospektives Qualitätsmerkmal wahrgenommen werden. Die Erkenntnisse dieses Vortrages konnten im anschließenden Workshop mit Herrn Dr. Trantow zum Thema „Sequenzen und Systemeignungstests – Aufbau und Anforderungen“ vertieft und diskutiert werden.

Im parallelen Workshop wurde von Herrn Dipl.-Ing. Gottwald der Signifikanztest gegen den Äquivalenztest zur Richtigkeitsbeurteilung bei der HPLC in entspannter Atmosphäre verglichen. Herr Gottwald stellte für einen designierten Labor-Statistiker humorvoll heraus, dass die Signifikanz eines Istwert/Sollwert-Vergleich mittels Signifikanztest (Sollwert-t-Test) zunimmt, je unsauberer die eigene Arbeitsweise ist. Somit wurde direkt der Vorteil des Äquivalenztests veranschaulicht.

Herrn Prof. Dr. Welsch ging es um die schwierigen Trennungen bei komplexen Gemischen, die Bestimmung von Spurenkonzentrationen bei begrenzter Probenmenge, ausreichende Auflösung bei großen Konzentrationsunterschieden der Komponenten, sowie Vermeidung von Peak-Asymmetrie und Trennung von Stereoisomeren. Anschaulich wurden die Grenzen der konventionellen HPLC aufgezeigt und als potenzielle Lösung die zweidimensionale Chromatographie vorgeschlagen. Der Vorteil liegt im hohen Auflösungsvermögen, da sich die Peakkapazitäten der Säulen – so zumindest die Theorie – multiplizieren statt addieren.

Den Abschlussvortrag hat in diesem Jahr Herr Dr. Papagiannopoulos über die Herausforderungen bei der Analyse pflanzlicher Inhaltsstoffe im Pharmabereich gehalten mit besonderem Blick auf die Analytik im GMP-Umfeld.

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